Ein gelungenes Rap-Schnupper-Projekt

An diesem dreistündigen Workshop am 26.Juni 2023 nahmen freiwillig 10 Schüler*innen unseres Gymnasiums teil, um sich unter Anleitung des Berliner Rappers Dian DeRockwell mit Rap-Texten zu beschäftigen.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und einigen Hörproben ging es auch schon los. Aus der sehr interessierten, aufmerksamen Gruppe konnten jederzeit eigene, kreative Vorschläge eingebracht werden. So entstanden z.B. nach einem wilden Brainstorming vielfältigste Vorschläge zu gewünschten Themen bzw. Begriffen ihrer sie bewegenden „Lebenswelt“.

Der Hauptteil behandelte die Frage, mit welchen Botschaften und auf welche Arten man solche Worte origineller Weise dann zu Versen zusammenfügen kann und welche Rolle dabei u.a. die Länge, die Betonungen bzw. später rhythmisch zu „sprechende“ Vortragsweise spielen (siehe Raptext „Leben„).

Leben

Das Leben ist ein Abenteuer, voller Höhen und Tiefen.
Wir kämpfen, wir singen, wir fallen wie Fliegen.
Wir lernen aus unseren Fehlern und wachsen aus Erfahrung.
Doch manche haben einfach keine Ahnung.
Wir suchen nach Liebe, nach Freundschaft und nach Glück.
Wir wollten unser Bestes geben und das in jedem Stück.
Wir kämpfen gegen unsere Ängste und Zweifel.
Die, die mich anschließend leiten.
Das Leben kann hart sein, aber auch wunderschön.
Wir müssen nur unsere Augen öffnen, um die Schönheit und uns zu sehen.
Wir müssen uns selbst treu bleiben und unseren eigenen Weg gehen.
Damit wird das Beste geschehen.

Als große Unterstützung der manchmal noch etwas zurückhaltenden 9.Klässler zeigte sich hierbei glücklicher Weise auch Jawad Hamze aus dem 11.Jg., der in seiner Freizeit bereits eigene Rap-Aufnahmen gemacht hat und kurzfristig als Teilnehmer gewonnen werden konnte. Das akustische Ausprobieren, Jonglieren, Optimieren in Bezug auf passende Reime, typische Betonungen oder auch das (Kaum-)Atmen fiel ihm nicht schwer.

Doch auch die freundliche, wertschätzende Art von Diam DeRockwell sowie dessen einfühlsames Bestreben, möglichst alle einzubeziehen und trotzdem auf gewisse moralische Grundsätze beim Formulieren zu achten, ermöglichten ein zunehmend schöpferisches, kooperatives Arbeiten, bei dem sich niemand unter Druck gesetzt fühlte oder im eigenen Tatendrang „beschnitten“ sah.

Trotz der zeitlichen Kürze (normalerweise führen erst mehrere Termine – meist im Rahmen des jeweiligen Sprachenfaches – zu einer auch musikalisch ausgestalteten Präsentation) kam deshalb am Ende überraschend viel zustande: zahlreiche Zeilen, mehrere Texte (manche noch unvollendet) sowie erste Präsentationen über Mikrofon/Verstärkerbox, z.B. eine durch Elina Shayegan oder Jawads Vortrag sogar zeitgleich mit „Klangbeats“, die von Wilhelm Breuninger am Klavier dazu gespielt wurden (siehe Raptext „Nicht allein„).

Nicht allein (von Jawad H. angepasst)

Ich bin nicht allein.
Sie bekommen mich nicht klein.
Nach Gott und Familie brauche ich nur noch meinen Reim.
Ja, ich bin niemals allein (…)
Es ist drei Uhr nachts, ich chille auf dem Dach,
die Sorgen um Mama, ja, sie halten mich wach.
Verschütte meine ganzen Emotionen,
ballere meine Tracks in das Mic, nutze meine Stimme sowie Munition.
Versuche, für dich stark zu sein.
Ich will in den Himmel mit einem Heiligenschein.
Ich bin nicht wie die, die du sonst siehst.
Meine Träume – so endlos wie „One Peace“.
Man sagt, Wunden heilen mit der Zeit.
Wieso spür‘ ich dann noch dieses Leid?
Bete zu Gott und hoffe, dass er mir Vergangenes verzeiht.
In der Zukunft geneigt und ich schwör‘, es tut mir leid.
„Tut mir leid.“, sagen alle, büßen tun sie nicht.
Sie lügen Gott dann direkt ins Gesicht.
Dann fällt ein Urteil vor dem Gericht.
Ihre Freiheit ist dann lange nicht in Sicht.
Ich fahre auf dem Skateboard durch den Tunnel,
schwebe in der Luft wie ein Vogel.
Brauche eine Pause in meinen Getaway-Dörfern.
Dann slide ich über beats, als wär ich ein Subway-Surfer.
Ich bin nicht allein.
Sie bekommen mich nicht klein.
Nach Gott und Familie brauche ich nur noch meinen Reim.
Ja, ich bin niemals allein. Nein…

Sowohl der Rap-Coach von der Kanzi-GmbH Berlin, unsere kleine „Rapper-Gruppe“ als auch Frau Hunke (die zwischendurch zugunsten des nötigen kreativen Freiraums und ungestörten Mutes der Jugendlichen auch mal ihre „prüfend-kontrollierende Anwesenheit“ sein ließ…): Alle waren am Ende höchst zufrieden und konnten viele neue Gedanken, Gefühle und Anregungen mitnehmen (was einige sogar noch in nachträgliche Gespräche mit Dian verwickelte).

Vielen Dank allen!

A.Hunke, FB Musik